gemäss der klassischen Tradition des indischen Yogi Paramapadma Dhiranandaji
Wenn der Atem in Bewegung ist, sind es auch die Gedanken. Wenn der Atem ruht, dann ruhen auch sie. Da der Yogi nach Ruhe strebt, so soll der Atem beruhigt werden.
Hatha-Yoga Pradipika
(siehe auch 'Der Achtstufiger Weg des Yoga' am Seitenende)
"Die symbolische Bedeutung des Sanskrit-Begriffs 'Hatha-Yoga' ist im klassischen Yoga folgende:
Ha bedeutet 'Sonne, Tha bedeutet 'Mond', Yoga bedeutet 'Einheit'. Hatha bedeutet die Verbindung von Sonne und Mond. Hatha-Yoga bedeutet u.a. den Ausgleich zwischen dem Mondnerv (ida nadi*) mit vorwiegend passiver Wirkungweise und dem Sonnennerv (pingala nadi*) mit vorwiegend aktiver Wirkungsweise. Wenn diese beiden Nervenströme gleichermassen angeregt werden wird ein ausgewogener Zustand herbeigeführt, der weder durch Überaktivität noch durch übermässige Passivität gekennzeichnet ist. In diesem Zustand ist 'sattva guna' aktiv. 'Sattva guna' ist eine das Selbst enthüllende, bewusste Energie: wenn 'sattva guna' aktiv ist entstehen Wissen, Frieden, Reinheit, Segen und Glück. In diesem Zustand ist es einfacher, nach Innen zu gehen und die Einheit mit 'Atma' (Seele) zu erreichen." [aus 'Yogamrita - die Essenz des Yoga']
Im Hatha-Yoga gemäss unserer klassischen Tradition wird ein ruhiger achtsamen Hatha-Yoga-Stil zur Gesunderhaltung von Körper & Geist unterrichtet. Alle Yoga-Übungen werden mit nach innen gerichtetem Bewusstsein Geisteshaltung ausgeführt. Dies bewirkt einen Ausgleich des vegetativen Nerven-Systems und in der Folge eine zunehmende körperlich-geistige Ruhe, eine Stärkung und Regenerierung der Energien sowie einen vermehrten Zugang zum eigenen spirituellen Bewusstsein.
Neben bestimmte Verhaltens-Empfehlungen für eine bewusstere und ausgeglichener Lebensweise im Umgang mit sich selbst und der Gesellschaft umfasst das klassische Hatha-Yoga Asanas (körperliche Stellungen) und Mudras (Asanas mit bestimmtem Atemrhythmus), Pranayama (Atemübungen) sowie eine vermehrte Kontrolle über den unruhigen Geist.
Für die Asanas, Mudras wie auch Pranayama sind weder Vorkenntnisse noch körperliche Beweglichkeit erforderlich; sie sind einfach zu erlernen und umzusetzen. Eine klassische achtsame Hatha-Yoga Lektion beinhaltet sowohl die Übungen des Hatha-Yoga in Kombination mit Konzentration sowie einer 10 minütigen meditativen Abschlussphase. Die praktische Umsetzung der einzelnen Stufen und ihre entsprechenden Wirkungsbereiche sind am nachfolgenden Aufbau einer Hatha-Yoga-Unterrichtssequenz ersichtlich, wobei zwischen den einzelnen Übungen (asanas) jeweils eine Ruhepause (Shavasana) erfolgt.
I. Eingangsentspannung / Zurückziehen des Sinnesbewusstseins (pratyahara)
II. Atemübungen (pranayama)
III. Körperliche Stellungen (asanas)
IV. Körperübungen mit speziellem Atemfluss (mudras)
V. Konzentration (dharana)
Modernere Yoga-Arten tendieren dazu, das Sanskrit-Wort 'Hatha' rein wörtlich mit 'Kraft, Hartnäckigkeit, Anstrengung' zu übersetzen ; sie deuten 'Hatha-Yoga' als eine kraftvolle Form des körperlichen Yoga, was nicht der klassischen symbolischen Bedeutung entspricht.
Der Yoga-Weg zur Verbindung mit dem inneren Selbst (Seele) wird in den Yogasutren mit dem klassischen achtstufigen Weg des Yoga (Ashtanga-Yoga) beschrieben. Diese acht Stufen bauen einerseits aufeinander auf, verlaufen andererseits aber von der Entwicklung her gesehen parallel zueinander. Diese acht Yoga-Stufen bilden die Grundlage für alle 108 Yoga-Arten und werden folgendermassen definiert: